Am Dienstag dem 22. Februar 2011 stellten sich die drei Kandidatinnen und Kandidaten von CDU (Dr. Lisa Federle), SPD (Rita Haller-Haid MdL) und FDP (Max Richard Freiherr von Rassler) dem Besen-Publikum im Tübinger Altstadtbesen vor. Am Sonntag, dem 27. Februar kamen dann auch noch Bernhard Strasdeit (Linke) und sein Neffe Daniel Lede-Abal (Grüne).
Die Diskussionen am Dienstag waren munter und gingen bis nach Mitternacht, am Sonntag war der Treffen eher familiär.
Anhänger aller Parteien treffen sich am Wahltag, am 27. März wieder in der Haaggasse zu einerm überparteilichen Wahlbesen, um das Wahlergebnis zu feiern oder die Niederlage zu begießen. Der Tübinger Wein bestärkt das eine und lindert das andere.
Samstag, 30. Januar 2010, 16°° Uhr im Tübinger Altstadt-Besen in der Haaggasse 22
Jürg Gaebele, Domapotheker aus Rottenburg a.D. und Tübinger Urbansbruder,
präsentiert seine gesammelten Wein- und Trinksprüche
Freunde des Weins und der Weinkultur sind herzlich eingeladen.
Veranstalter:
Urbansbruderschaft Tübingen e.V.
Confrerie bachique – Wine brotherhood
Tübinger Altstadtbesen
David Brenner
Haaggasse 22
72070 Tübingen
Jürg Gaebele, geboren im protestantischen Mössingen, wohnt seit Jahrzehnten in Rottenburg und ist dort durch viele historische Stadtführungen bekannt. Einmal wurde er schon fast Rottenburger Urbansbruder, bis diese Bruderschaft aus 24 lebenslangen, katholischen und männlichen Mitgliedern noch rechtzeitig merkte, dass Jürg Gaebele „württembergisch“, das heißt „nicht katholisch“ ist. Die Tübinger Urbansbruderschaft kennt diese strengen Ausgrenzungsregeln nicht. Sie versammelt Freunde und Aktive der lokalen Weinkultur jeder Glaubensrichtung, sogar Agnostiker und Frauen dürfen der Urbansbruderschaft Tübingen e.V. angehören. Damit schließt sie an die Gebräuche der Hirschauer Urbansbruderschaft an, die schon vor über 350 Jahren Frauen zuließ.
Dieter Manz schreibt in seinem Buch „Rottenburger Wein und Urbansbruderschaft“ (Sülchgauer Altertumsverein, Rottenburg 2001) über die „Urbansbruderschaft in Hischau“:
„Um des Seelenheils der Hirschauer willen feierten von 1650 an Priester des 1649 gegründeten Jesuitenkollegs in Hirschau Gottesdienst und betreuten als Seelsorger vorüberhegend die Gemeinde. Da hätten dann - so unsere Handschrift – einige Hirschauer gewünscht, die „ainstens gehabte“ St. Urbansbruderschaft wieder zu errichten. Daraufhin versuchten die Jesuiten „durch glaubwürdigen bericht“ in Erfahrung zu bringen, was „Inhalt selbiger Bruderschaft“ gewesen sei. Was sie zu hören bekamen, war nicht gerade erbaulich. Es kam nämlich heraus, dass „mehr Miss als guette Bräuch in schwung gewesen“. So sei der „Hauptpunkt“ dieser Bruderschaft gewesen, dass sie jährlich von ihren Mitgliedern Wein bekam, „den sie nachmahlen an St. Urbans Tag im Wirtshaus verzehrten so lang er wehrete, ob man schon etliche Tag daran zu zehren hätte“. Anders gesagt: Die Mitglieder der Hirschauer Urbansbruderschaft tranken im Wirtshaus, bis der Wein aufgebraucht war – und wenn es mehrere Tage dauerte! Ja, zu diesem „Zehren“ gingen die Brüder und Schwestern in Prozession direkt von der Kirche ins Wirtshaus, wobei sie „die Bildtnuß S. Urbani“ mit sich trugen. Der schlechte Ruf dieser Bruderschaft habe sogar dazu geführt, dass in der Nachbarschaft „auf öfentlichen Cantzlen“ gegen sie gepredigt worden sei und dass viele das Ende dieser Bruderschaft gewünscht hätten! Auf Bemühen der Jesuiten wurde nun zunächst festgelegt, dass die Hirschauer keinen Wein mehr zu ihrer Zecherei ins Wirtshaus mittragen sollten. „Zum andern sollen die weiber alda nit darbey sein“, drittens solle jeder darauf achten, dass er nicht zuviel trinke und „unbehutsames reden“ vermeide. Diese Vereinbarung unterschrieb und besiegelte der „Urbans Schulthaiß“ – so hieß damals in Hirschau der Vorsteher der Vorsteher der Bruderschaft – im Namen aller Bruderschaftsmitglieder Mitte Oktober 1653. Nachdem aber bald darauf der Jesuitenpater, der auf die Einhaltung der Satzung geachtet hatte, von seinem Orden abberufen wurde, fing die Bruderschaft an, die alten (Miß-)Bräuche – „die alte form in allem“ – wieder aufleben zu lassen. Das Zutrinken im Wirtshaus fand wieder statt, St. Urban wurde wieder ins Wirtshaus getragen und „auch die Weiber alle so der Bruderschaft einverleibt darbey sich ainfinden lassen“. Dadurch sei bei den guten Gemeindemitgliedern eine große Verwirrung entstanden, sie seien sehr „bestürzet und bekhümmert“ gewesen. Nun begab sich aber, dass am Urbanstag 1656 einige Frauen, die Mitglieder der Urbansbruderschaft waren, sich weigerten, an dem Abendtrunk teilzunehmen. Das wurde ihnen „als Halßstärrigkheit ausgedeutet“ und der Ortspfarrer wollte sie deshalb sogar aus der Bruderschaft „außschliesen!“
Der Rottenburger Jesuiten-Tugendterror siegte dann doch noch und die Hirschauer Urbansbruderschaft gingt den Bach hinunter, bis sie 2006 im alten Hirschauer Ritus als „Urbansbruderschaft Tübingen“ wieder erstand, allerdings ohne Trinkpflicht. Wegen der Halsstarrigkeit einer Weigerung, an Trinkgelagen teilzunehmen, wird keine Schwester und auch kein Bruder mehr ausgeschlossen.</i>
Dieter Manz schieb auch ein Buch über Jürg Gaebeles Rottenburger Domapotheke:
Manz, Dieter
Die Dom-Apotheke in Rottenburg am Neckar
Seit 1523 im Dienst am Menschen
Vorwort von Repnik, Friedhelm / Tappeser, Klaus. Nachwort von Gaebele, Jürg. Illustriert von Schlüter, Steffen
Sülchgauer Altertumsverein, Rottenburg 1999
Und Jürg Gaebele hat letztes Jahr schon beim Rottenburger Weinfest einen Teil seiner gesammelten Wein-Trinksprüche vorgetragen. Das Schwäbische Tagblatt (Rottenburger Post) berichtete damals:
18.05.2009
Das erste Mal im Nepomukhaus kam gut an – Rottenburg. Auftakt zum Weinfest war bereits am Samstagmittag. Während anfangs vor allem ältere Jahrgänge die Bierbänke füllten, sah man am späteren Abend immer mehr junge Gesichter rund ums Nepomuk Haus. Akkordeonmusik von Helmut Isenmann, Brigite Walter, Claus Blesch, Monika Schweikardt und Erika Piscart trug zur guten Stimmung bei.Das Repertoire reichte von italienischer Tarantella bis hin zu Musette-Walzer. Beim schwäbischen Quasi-Blues „Wenn i Geld gnug hätt“ sang fast das ganze Haus mit. Passend zum Wein trug außerdem Jürg Gaebele Geschichten und Trinksprüche vor. Als „unerwartet erfolgreich“ erlebte Hausherr Ernst Heimes, der die Räume zur Verfügung gestellt hatte, das Fest. Immerhin richteten es diesmal nur die beiden Winzerfamilien Ulmer und Heberle aus statt der sechs Winzer noch im Vorjahr.