Auf dem Besen in den Besen
ISOLDE KURZ ÜBER DIE TÜBINGER GÔGEN
„Zum Charakterbild des alten Tübingen gehört aber noch eine dritte dort lebende Menschengattung von urtümlichster Beschaffenheit, die weder dem Studenten noch dem Philister hold war ... die in den malerischen Schmutzwinkeln der unteren Stadt oder „Gôgerei“ wohnenden „Wingerter“ (Weingärtner), auch „Gôgen“ und „Raupen“ genannt. Woher diese beiden Bezeichnungen kommen, weiß niemand, eine theologisch gefärbte Etymologie will die Gôgen auf das biblische Gog und Magog zurückführen. ... Wie dem auch sei, beide Namen, Gôgen wie Raupen, wurden von ihren Trägern ungern gehört und pflegten eine tätliche Abwehr nach sich zu ziehen. Die Gôgen unterschieden sich nach ihrer ganzen Wesensart ... so stark von den übrigen Einwohnern, dass manche sie geradezu für Nachkommen eines zugewanderten Fremdvolkes hielten. ... „
Isolde Kurz. Aus meinem Jugendland. Stuttgart 1918
Das Haus Haaggasse 22 um 1930
Kulturdenkmal Nr. 207: Haaggasse 22
Nach den Akten des Landesdenkmalamts:
Das giebelständige dreigeschossige Haus trägt ein Satteldach, das 1789 angehoben und verbreitert wurde. Unter dem Putz befindet sich eine Fachwerkkonstruktion des 16. Jahrhunderts. Im Erdgeschoss haben sich verschiedene Lager- und Abstellräume, ehemalige Ställe für Kleinvieh und eine Werkstatt erhalten: Die heutige Besenwirtschaft. Eine schön gearbeitete, aufgedoppelte Tür aus der Barockzeit gehört hier zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken. Der Gewölbekeller besitzt noch einen alten Zugang vom Hasengässle mit äußerem und inneren Rundbogenportal. Trotz der nachträglichen Aufstockung des Hauses ist die ursprüngliche Dachkonstruktion, ein Kehlbalkendach mit liegendem verzapftem Stuhl, gut erhalten. Die Aufzugsluke im ersten Dachgeschoss ist ein Hinweis auf die einstige Nutzung des Dachbodens als Lagerraum. Da auf diesem Haus keinerlei Belastungen lagen, ist es erst für die Zeit ab 1573 möglich, Besitzer zu benennen. Damals wohnte hier Jerg Zeyher, seit 2003 ist das Haus im Besitz der Weinbau-Familie Brenner.
„Zum Charakterbild des alten Tübingen gehört aber noch eine dritte dort lebende Menschengattung von urtümlichster Beschaffenheit, die weder dem Studenten noch dem Philister hold war ... die in den malerischen Schmutzwinkeln der unteren Stadt oder „Gôgerei“ wohnenden „Wingerter“ (Weingärtner), auch „Gôgen“ und „Raupen“ genannt. Woher diese beiden Bezeichnungen kommen, weiß niemand, eine theologisch gefärbte Etymologie will die Gôgen auf das biblische Gog und Magog zurückführen. ... Wie dem auch sei, beide Namen, Gôgen wie Raupen, wurden von ihren Trägern ungern gehört und pflegten eine tätliche Abwehr nach sich zu ziehen. Die Gôgen unterschieden sich nach ihrer ganzen Wesensart ... so stark von den übrigen Einwohnern, dass manche sie geradezu für Nachkommen eines zugewanderten Fremdvolkes hielten. ... „
Isolde Kurz. Aus meinem Jugendland. Stuttgart 1918
Das Haus Haaggasse 22 um 1930
Kulturdenkmal Nr. 207: Haaggasse 22
Nach den Akten des Landesdenkmalamts:
Das giebelständige dreigeschossige Haus trägt ein Satteldach, das 1789 angehoben und verbreitert wurde. Unter dem Putz befindet sich eine Fachwerkkonstruktion des 16. Jahrhunderts. Im Erdgeschoss haben sich verschiedene Lager- und Abstellräume, ehemalige Ställe für Kleinvieh und eine Werkstatt erhalten: Die heutige Besenwirtschaft. Eine schön gearbeitete, aufgedoppelte Tür aus der Barockzeit gehört hier zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken. Der Gewölbekeller besitzt noch einen alten Zugang vom Hasengässle mit äußerem und inneren Rundbogenportal. Trotz der nachträglichen Aufstockung des Hauses ist die ursprüngliche Dachkonstruktion, ein Kehlbalkendach mit liegendem verzapftem Stuhl, gut erhalten. Die Aufzugsluke im ersten Dachgeschoss ist ein Hinweis auf die einstige Nutzung des Dachbodens als Lagerraum. Da auf diesem Haus keinerlei Belastungen lagen, ist es erst für die Zeit ab 1573 möglich, Besitzer zu benennen. Damals wohnte hier Jerg Zeyher, seit 2003 ist das Haus im Besitz der Weinbau-Familie Brenner.
Anton Brenner - 18:32
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